Von Tür zu Tür… Ein Besuch bei Jeff
Koons

Jeff Koons Studio, New York Courtesy
Cheryl Kaplan ©Copyright Cheryl Kaplan 2005. All rights reserved.
Neben Andy Warhol ist Jeff Koons wohl der "amerikanische" Künstler
schlechthin: Wie keiner seiner Zeitgenossen hat Koons die künstlerischen
Strömungen des 20. Jahrhunderts mit den kommerziellen Strategien der
Werbung und Unterhaltungsindustrie konfrontiert. Seinen internationalen
Durchbuch erlangte Koons in den achtziger Jahren mit Arbeiten wie seinen
Skulpturen aus Hoover – Staubsaugern, der "Stainless Steel" Serie, oder
der berühmten Porzellanskulptur von Michael Jackson und dessen Affen
„Bubbles“. 2000 zeigte er im Deutschen Guggenheim in Berlin seine
Aufragsarbeit "
Easyfun-Ethereal" Cheryl Kaplan hat Koons in seinem New Yorker Studio
besucht.
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Jeff Koons in seinem Studio, 2005
Courtesy Cheryl Kaplan ©Copyright Cheryl Kaplan 2005.
All rights reserved.
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Wenn man
Jeff Koons Studio betritt, ist das eher als käme man in eine Autofabrik
oder ein
NASA-Labor als in ein Künstleratelier. Männer in weißen Overalls
schwirren um merkwürdige Objekte. Einsatzteams von Malern stehen auf
Leitern über Unmengen von Farbeimern, die ausreichen würden, um ein ganzes
Viertel neu bezogener Eigenheime anzustreichen. Dann gibt es auch den
staubfreien Raum, in dem aufblasbare Skulpturen auf Hochglanz gebracht,
und hinter versiegelten Türen und durchsichtigen Plastikvorhängen verstaut
werden. Es ist ein bisschen so als träfe
Elisabeth Arden auf den Renaissance-Künstler
Vasari: Für Koons und seine 50 Mitarbeiter allerdings ein ganz normaler
Arbeitstag. Die Stimmung ist entspannt, auch wenn links und rechts ganz
deutliche Anweisungen erteilt werden. Riesig zeichnen sich Comic-Figuren
wie der Hulk oder
Popeye ab. Ganz in der Nähe findet sich ein mit Badespielzeug und Mustern
voll gestopfter Schrank, ein Modell für eine Eisenbahnskulptur ist
ebenfalls zu sehen – ein Großauftrag für eine europäische Institution. Das
Tageslicht im Studio taucht alles in eine traumartige Atmosphäre, während
Jeff mit seiner extra-langen Führung beginnt.

Jeff Koons Studio, New York, 2005
Courtesy Cheryl Kaplan ©Copyright Cheryl Kaplan 2005. All rights reserved.
Cheryl Kaplan: Der Produktstand ist bei Ihren
Arbeiten immer sehr hoch. Warum ist diese "hervorragende Qualität", mit
der sich ja amerikanische Produkte gerne schmücken, so wichtig für Sie?
Jeff Koons: Der Betrachter muss dem Objekt vertrauen. Als ich jünger war,
besuchten wir eine Gießerei und dort haben sie der Rückseite nie so viel
Aufmerksamkeit geschenkt wie der Vorderseite. Das habe ich nie verstanden.
Dadurch verliere ich Vertrauen. Ein Objekt ist ein abstrakter Gedanke, der
zu Lebensenergie transformiert wird.
Also wenn das Objekt keine
Makel aufweist…
…dann befindet es sich in einem höheren
Bewusstseinszustand.
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Die Japaner besitzen ein ausgeprägtes Gefühl für
Akribie, um dem Erzeugnis eine einzigartige Geschichte zu verleihen.
Ordnung und Akribie zeugen auch davon, dass man Anteil nimmt, dass man sich
kümmert. Kunst dreht sich immer um den Betrachter. In Amerika sind die
Leute ohne ästhetische Kontrolle glücklich.

Jeff Koons, Sandwiches, aus der Serie " Easyfun-Ethereal", 2000
Sammlung Deutsche Bank, ©Jeff Koons
Der
Standard von Produkten, den man mit dem Amerika der späten Fünfziger und
Sechziger verbindet, hat sich verändert.
Das trifft wohl auf die bildenden und angewandten Künste zu, aber in der Welt
des High Tech sind haben wir einen unglaublich hohen Standart erreicht.
Ich glaube daran, Handwerkstechniken einzusetzen, die soviel Energie wie
nur möglich in ein Objekt oder ein Gemälde einfließen lassen. Ich glaube
nicht an das Handwerk um des Handwerks willen, es muss in der Lage sein,
die Energie zu erhöhen. Was an
Warhols Arbeiten so wundervoll ist, ist die Ökonomie des Ausdrucks.
Wie organisieren Sie Ihr Studio? Treffen Sie sich regelmäßig mit allen
Mitarbeitern?
Nein, aber ich schaue in jedem Bereich vorbei. Es
ist meine Aufgabe die Leute anzuleiten, auszubilden und sie auf dem
Laufenden zu halten. Wenn ich etwas auf meinem Drucker ausdrucke, möchte
ich, dass es genauso reproduziert wird. Es geht darum ihnen zu zeigen, wie
man ganz genau hinschaut.

Mitarbeiter in Koons Studio, 2005
Courtesy Cheryl Kaplan ©Copyright Cheryl Kaplan 2005. All rights reserved.
Warum hat Sie Greg
Gormans Foto von David Bowie
in einem goldenen Anzug so berührt?
Wegen der Oberflächenspannung, die ich bei dieser Aufnahme empfand. Ich
erinnere mich, dass ich dachte: Wenn ich einen Hammer nehmen würde, würde
es zerspringen, die Oberfläche war so dicht. Ich hatte immer einen
Riesenrespekt vor Bowie. Er besitzt die Fähigkeit, uns mit wahrer Macht in
Berührung zu bringen.
Sie haben gesagt: “Ich fände es toll,
wenn Spalding auf
mich zukommen würde und mich fragen würde, ob ich an einer Werbekampagne
mitarbeiten möchte". Wo liegt für Sie die Grenze zwischen Kunst und
Kommerz?

Jeff Koons, Three Ball 50/50 Tank, 1985, ©Jeff Koons
Als ich begann, mich mit Ready-Made Objekten beschäftigt zu beschäftigen,
wollte ich, dass diese Dinge wie eine Werbung für meine Arbeit wirken. Ich
dachte mir, wenn jemand einen Basketball oder einen Staubsauger sieht,
denkt er an meine Arbeit. Ich liebe Reklame, aber die Kunst ist
ausschließlich von den Vorstellungen des Künstlers abhängig.
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